Ein Brauchtum, das es nur in Leutershausen gibt,
findet alljährlich am 24. Dezember statt

"Christkindlesrunterläuten"

Welche Bewandnis hat es mit diesem und welches ist seine Vorgeschichte ?
Seit alter Zeit ist es in Leutershausen, wie auch in anderen Kirchengemeinden, üblich, an den Samstagnachmittagen um zwei Uhr den Feierabend einzuläuten. Fromme Gemüter halten, sobald das Geläute einsetzt, kurz von der Arbeit zu einem stillen Gebet inne. Wie zum Wochenende, so erklingen auch am Vortage des Weihnachtsfestes zur gleichen Zeit die Kirchenglocken: da läuten sie den Christabend ein.
Diesem Christabendläuten kommt noch eine besondere Bedeutung zu : Zur gleichen Stunde nämlich, da die Glocken das Fest einläuten, wird nach altem Herkommen die Jugend vom hohen Turm des Oberen Turmes herab beschert. Man sagt dort  : das Christkind wird vom Turm heruntergeläutet.

Lange bevor es soweit ist, hat sich der Platz am Tor mit Kindern jeden Alters gefüllt, die alle gespannt der kommenden Dinge harren. Immer wieder wandern die Blicke nach oben zum Zeiger der Turmuhr.- Die Spannung steigt von Minute zu Minute. Endlich ist es soweit: Die Glocken verkünden die volle Stunde. Kaum ist der letzte Stundenschlag verhallt, da setzen die Kirchenglocken zu ihrem festlichen Geläute ein, der Posaunenchor spielt Weihnachtslieder. Alle Blicke sind nun nach oben gerichtet.
Da, jetzt tut sich droben im Türmerstübchen ein Fenster auf, und es zeigt sich im weißen Gewand und Schleier das Christkind mit seinem Helfer, dem Pelzmärtl. Rasch verschwindet es wieder, dann zeigt es sich aufs neue, und so einige Male, immer vom Jubel der Menge begrüßt, die wie gebannt steht und nach oben starrt.Aber das war nur der Auftakt. Mit einem Male kommt´s von oben herabgeschwirrt: Marzipanbruch, gebräunter Wasserzucker und andere leckere Dinge, denen kleine Fehler anhaften und die deshalb, mehrere Waschkörbe füllend, von den Feinbäckern des Ortes dem Christkind und seinem Helfer überlassen worden sind. Unten bilden sich immer dichtere Knäule schiebender und drängender Kinder. Die glücklichen Sieger verwahren ihre Beute so schnell wie möglich in der Rocktasche, denn schon im nächsten Augenblick kann ein neuer Fang glücken, und dazu müssen die Hände frei sein. Das Christkind und sein Helfer wissen es so einzurichten, daß auch die Verzagteren, die sich dem Gedränge fernhalten, zu ihren Zuckerstücklein kommen. Unten am Torplatz herrscht eitel Jubel und Freude. 
Den Höhepunkt erreicht die Bescherung, wenn der Pelzmärtl an dem Rollseil, mit dem früher der Türmer gewöhnliche Dinge des täglichen Bedarfs nach oben befördert hat, ein mit Zuckerware hängendes Christbäumlein herunterläßt. Sein Erscheinen löst in der Menge einen einzigen Jubelschrei aus, und die Augen aller hängen wie gebannt an dem Bäumchen, das sich, viel zu langsam, der Erde nähert. Nein, eilig hat es das Bäumchen bestimmt nicht! Nun macht es auf halber Höhe des Turmes gar noch Halt, was von der Menge mit entrüsteten Zurufen beantwortet wird. Da! jetzt bewegt es sich wieder nach unten. Alles drängt zu der Stelle hin, wo es die Erde erreichen muß, und Hände über Hände strecken sich in die Höhe, dem Bäumchen entgegen, das nur noch wenige Handbreiten über den Fingerspitzen baumelt und gleich zu erreichen sein muß. Doch nein! Die Kinder sind genarrt, denn als das Bäumchen zum Greifen nahe scheint, schnellt es unversehens nach oben. Diese neckische Spiel wiederholt sich mehrere Male, die Kinder immer in einen wahren Freudenrausch versetzend. Aber schließlich gelingt es einem Glücklichen doch, sich des Bäumchens zu bemächtigen, als es zu weit nach unten pendelt. Im Nu ist es im Gewühl untergetaucht und seines süßen Schmuckes beraubt.

 

hier Bilder vom 24.12.2014